Interview Lob des sechsmaligen Weltmeisters | Nur wenige Schritte liegen zwischen Umkleide- und VIP-Raum – und dennoch geht Steve Davis (56), sechsmaliger Snooker-Weltmeister, selbst diese wenigen Schritte nicht ohne seinen Queue. „Es hätte Tage gegeben in meiner Karriere, da wäre der Verlust meines Queues für mich gleichbedeutend mit dem Ende der Welt gewesen“, sagt Davis im Interview mit unserer Zeitung.
Herr Davis, was sagen Sie zum deutschen Snooker-Publikum?
Die deutschen Fans sind fantastisch – sie erinnern mich an die 1980er-Jahre, als Snooker erstmals im TV übertragen wurde und es die erste Welle der Begeisterung in England gab. Wir kommen hierhin, um Wettbewerbe und Schaukämpfe zu spielen, und es fühlt sich an, wie nach Hause zu kommen.
Wie sieht für Steve Davis der perfekte Snooker-Abend aus?
Als ich mit Snooker begann, da war ich tief in meinem Herzen ein Wettkampftyp. Der perfekte Snooker-Abend war für mich das Finale um die Weltmeisterschaft. Aber Snooker ist eben nicht nur ein Wettkampf, sondern auch ein Hobby. Wenn du das realisierst, dann kannst du auch viel Spaß haben und Snooker genießen. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann würde ich mich immer für den Wettkampf entscheiden.
Was ist wichtig für eine Karriere als Snooker-Profi?
Nun, zunächst einmal braucht es das Talent. Ohne Talent schaffst du es nicht. Das ist wie beim Dart spielen. Alles, was du machen musst, ist, einen Dart zu werfen. Da braucht es nicht viel Technik. Was also unterscheidet einen guten von einem schlechten Dartspieler? Der eine kann konstant und unter Druck gut spielen, der andere nicht. Beim Snooker ist es ähnlich. Auch hier musst du in der Lage sein, deine Fähigkeiten auch unter Druck abzurufen.
Sie waren sechsmal Weltmeister. Welcher Titel war der Wichtigste?
Alle Titel waren wichtig. Wenn ich zurückblicke, dann muss ich sagen, der erste Titel ist der, von dem du nicht weißt, ob du es wirklich kannst. Der zweite Titel aber ist ein ganz besonderer Meilenstein. Beim ersten kannst du noch sagen, der Mond stand gerade gut und es hat einfach alles gepasst. Der zweite Titel aber beweist, dass es kein Zufall oder Glück war.
Beim Showkampf in Vallendar wurde viel gelacht. Geht Snooker auch ohne Humor?
Oh ja, Wettkampf-Snooker ist ohne Humor perfekt. Aber das gilt vermutlich nur für uns. Für den Spieler, der abends mit Freunden in den Pub geht, zum Entspannen Snooker spielt und dabei ein Bier trinkt, zählt eher der Spaß. Beides ist wichtig. Für mich ist ein solcher Showkampf wie ein Abend im Pub, mit einem Bier und ein bisschen Spaß beim Snooker.
Ihr Queue steht griffbereit neben Ihnen. Warum?
Ein Queue ist etwas sehr persönliches. Auch wenn sie alle sehr ähnlich produziert sind, so ist es dennoch ein Stück Holz. Und jedes Stück Holz ist anders. Ich würde meinen Queue auch nie im Auto zurücklassen. Es wäre mir egal, wenn man mein Auto stehlen würde, der Queue im Auto aber wäre ein Problem. Es gab Zeiten, da wäre der Verlust meines Queues für mich gleichbedeutend gewesen mit dem Ende der Welt.
Das Interview führte Tom Neumann – Rhein-Zeitung. Hier können Sie den Artikel im Original herunterladen.